BUDDHA JESUS MOHAMMED

FACHLITERATUR

Wichtige Literaturquellen der wissenschaftlich „interpretierenden“ Fachliteratur über die Transzendenz-Erfahrung:   
*  Bei diesen Titeln werden nach dieser Auflistung kurze Textausschnitte zitiert.

HUMANISTISCHE PSYCHOLOGIE 

Fromm, Erich:
Haben oder Sein

– Die seelischen Grundlagen einer neuen Gesellschaft –
dtv-Verlag, München, 1979

Maslow, Abraham H.:
Psychologie des Seins

– Ein Entwurf –
Kindler-Verlag, Berlin, 1973

Maslow, Abraham H.:
Jeder Mensch ist ein Mystiker *
 
Peter Hammer-Verlag, Wuppertal, 2014

QUANTENPHYSIK  

Dürr, Hans-Peter:
Auch die Wissenschaft spricht nur in Gleichnissen
*
– Die neue Beziehung zwischen Religion und Naturwissenschaften –
Herder-Verlag, Freiburg, 2004

Dürr, Hans-Peter, Panikkar, Raimon:
Liebe – Urquelle des Kosmos

– Ein Gespräch über Naturwissenschaft und Religion –
Herder-Verlag, Freiburg, 2008

Dürr, Hans-Peter, Hrsg.:
Physik und Transzendenz

– Die großen Physiker unseres Jahrhunderts über
ihre Begegnung mit dem Wunderbaren –
Scherz-Verlag, München, 1986

Görnitz, Thomas:
Die Evolution des Geistigen
*
– Quantenphysik – Bewusstsein – Religion –
Vandenhoeck & Ruprecht-Verlag, Göttingen, 2008

Schäfer, Lothar:
Versteckte Wirklichkeit
*
– Wie uns die Quantenphysik zur Transzendenz führt –
Hirzel-Verlag, Stuttgart, 2004

NEUROWISSENSCHAFT

Ott, Ulrich: 
Meditation für Skeptiker 

– Ein Neurowissenschaftler erklärt den Weg zum Selbst – 
O. W. Barth-Verlag, München, 2010 

Davidson, Richard, Goleman, Daniel: 
The Science of Meditation 

– How to Change Your Brain, Mind and Body – 
Penguin Life, UK, 2017

Abraham H. Maslow

- Humanistische Psychologie -

Abraham H. Maslow, 1908 – 1970, war Professor für Psychologie und
gehört zu den Begründern und wichtigsten Vertretern der „Humanistischen Psychologie“.

Textstellen aus
Abraham H. Maslow
“JEDER MENSCH IST EIN MYSTIKER”
Peter Hammer-Verlag, Wuppertal, 2014

 
Was uns Gipfelerlebnisse lehren
1961

… Ich fand heraus, dass diese Menschen dazu tendierten, von mystischen Erfahrungen zu berichten, von Augenblicken großer Ehrfurcht, Augenblicken des intensivsten Glücks oder sogar der Verzückung, Ekstase oder Glückseligkeit. Weil das Wort „Glück“ zu schwach sein kann, um diese Erfahrung zu beschreiben.

Diese Augenblicke waren das reine, positive Glück. Alle Zweifel, alle Ängste, alle Hemmungen, alle Spannungen, alle Schwächen wurden zurückgelassen. Sogar das Bewusstsein ihrer selbst verlor sich. Alle Getrenntheit und Entfernung von der Welt schwand. Sie wurden eins mit der Welt, verschwammen mit ihr, gehörten ihr wirklich zu und an, statt außen vor zu bleiben und nur hineinzuschauen.

… Vielleicht das Wichtigste in diesen Erfahrungen war vor allem aber der Bericht über das Gefühl, dass sie wirklich die ultimative Wahrheit, das Wesen der Dinge, das Geheimnis des Lebens gesehen hätten, als wäre ein Schleier beiseite gezogen worden. Alan Watts hat dies Gefühl als „Das ist es!“ beschrieben, als sei man endlich dort angekommen, als ob das gewöhnliche Leben angestrengt irgendwohin strebe und dies war die Ankunft, das „Being There“, das Ende der Anstrengung und des Strebens, die Erfüllung des Begehrens und der Hoffnung, die Antwort auf die Sehnsucht und das Seufzen. Diese mystischen Erfahrungen … sind wie ein plötzliches Stolpern in den Himmel; wie das Wunder, das geschehen ist, wie die schließlich erlangte Vollkommenheit.

Die Erfahrungen hatten meist nichts mit Religion zu tun, zumindest nicht im normalen übernatürlichen Sinne. Sie entstammten den großen Augenblicken von Liebe und Sex, den großen ästhetischen Augenblicken (insbesondere Musik), den Ausbrüchen von Kreativität (der großen Inspiration), den großen Augenblicken der Einsicht und der Entdeckung, bei Frauen dem Erleben einer natürlichen Geburt – oder der bloßen Liebe zu den Kindern, den Augenblicken der Verschmelzung mit der Natur (im Wald, an einer Küste, auf den Bergen etc.), gewissen sportlichen Erfahrungen.

Die zweite große Lektion, die ich gelernt habe, lautete, dass dies keine übernatürliche Erfahrung war, und ich gab die Bezeichnung „mystische Erfahrungen“ auf und nannte sie Gipfelerlebnisse. Sie können wissenschaftlich untersucht werden. Ich habe begonnen, dies zu tun. Sie befinden sich innerhalb der Reichweite des menschlichen Wissens. Sie sind keine ewigen Geheimnisse. Sie befinden sich in der Welt, nicht außerhalb der Welt. … Sie stellen nicht länger Gegenstände des Glaubens dar, sondern öffnen sich der menschlichen Erforschung und dem menschlichen Wissen.

… Die nächste große Lektion, die ich lernte, war dass Gipfelerlebnisse weitaus häufiger vorkommen, als ich jemals erwartet hatte. … Praktisch jeder berichtet von Gipfelerlebnissen, wenn auf sie angesprochen und befragt wird.

… Unser Hochgefühl gleicht sich, wir beziehen es nur aus unterschiedlichen Quellen. … Ich bin mir dessen umso sicherer, nachdem ich Literatur über die mystischen Erfahrungen, das kosmische Bewusstsein, ozeanische, ästhetische und kreative Erfahrungen, Liebeserfahrungen, sexuelle Erfahrungen und Erfahrungen der Erkenntnis konsultiert habe. Sie alle überschneiden sich, nähern sich der Ähnlichkeit und sogar der Identität an.

… Die günstigste Geistesverfassung, Gipfelerlebnisse zu „empfangen“, ist fast eine Art Passivität, ein Vertrauen, … eine taoistische Haltung des Gewährenlassens ohne Störung oder Eingriff. Man muss in der Lage sein, Stolz, Wille, Macht, Steuerung, Kontrolle aufzugeben. Man muss in der Lage sein zu entspannen und es passieren zu lassen.



 Die transzendente Erfahrung als Kern der religiösen Erfahrung
1964

Der erste Beginn, der innere Kern, das Wesen, die allgemeine Keimzelle jeder bekannten Hochreligion war die private, einsame, persönliche Erleuchtung, Offenbarung oder Ekstase eines hoch sensibilisierten Propheten oder Sehers. Die Hochreligionen nennen sich selber „offenbarte“ Religionen und jede von ihnen tendiert dazu, ihre Gültigkeit, ihre Funktion und ihr Existenzrecht auf die Kodifizierung und die Verbreitung dieser ursprünglichen mystischen Erfahrung oder Offenbarung des einsamen Propheten unter der allgemeinen Menschheit zu gründen.

Aber es hat neuerdings den Anschein, dass sich diese „Offenbarungen“ oder mystischen Erleuchtungen unter die Rubrik der „Gipfelerlebnisse“, Ekstasen oder „transzendenten“ Erfahrungen subsumieren lassen, wie sie durch viele Psychologen jetzt ernsthaft untersucht werden. Dies soll sagen, es sei ziemlich wahrscheinlich, sogar fast sicher, dass jene älteren Berichte zwar in den Begriffen übernatürlicher Offenbarung verfasst wurden, tatsächlich jedoch ganz natürliche, menschliche Gipfelerlebnisse der Art darstellten, wie sie sich heute leicht untersuchen lassen, allerdings ausgedrückt in dem den einzelnen Sehern zu ihrer Zeit verfügbaren jeweiligen konzeptionellen, kulturellen und linguistischen Rahmen.

Kurz, wir können heute erforschen, was in der Vergangenheit geschah und damals nur in den Worten des Übernatürlichen beschreibbar war. Das zu tun, setzt uns in die Lage, Religion als Teil der Wissenschaft in allen ihren Facetten und Bedeutungen zu untersuchen, anstatt als etwas, das außerhalb von ihr steht oder ausgeschlossen werden sollte.

Diese Art der Forschung führt uns zu noch einer anderen sehr plausiblen Hypothese: In dem Maße, in welchem sich alle mystischen oder Gipfelerlebnisse ihrem Wesen nach gleichen und immer geglichen haben, gleichen sich alle Religionen ihrem Wesen nach und haben das immer getan. Sie sollten darum im Prinzip darin übereinstimmen, das zu lehren, was ihnen gemeinsam ist, … nämlich dass sie das Gipfelerlebnis teilen. Das, was die Erleuchtungen unterscheidet, lässt sich leicht auf die Unterschiede von Ort und Zeit zurückführen. Die Unterschiede sind demnach randständig, vernachlässigbar, nicht wesensmäßig. Dies Gemeinsame, das Etwas, was übrig bleibt, wenn wir alles Ortsgebundene abschälen, alle Zufälligkeiten der speziellen Sprachen oder Philosophien, alle ethnozentrischen Verlautbarungen, all jene Elemente, die nicht gemeinsam sind, können wir den „Kern der religiösen Erfahrung“ oder „transzendente Erfahrung“ nennen.

Um dafür ein besseres Verständnis zu entwickeln, müssen wir die Propheten im Allgemeinen von den Organisatoren oder Gesetzeshütern im Allgemeinen unterscheiden. … Charakteristisch für den Propheten ist der einsame Mann, der seine Wahrheit über die Welt in seinem Inneren, in seiner eigenen persönlichen Erfahrung, in dem, was er als Offenbarung wertet, entdeckt hat über den Kosmos, die Ethik, über Gott und über seine eigene Identität. Für gewöhnlich, möglicherweise immer, machen die Propheten der Hochreligionen diese Erfahrungen, wenn sie allein sind.

Charakteristisch für den abstrakten Typus des gesetzestreuen Kirchenvertreters ist der konservative Mann der Organisation: ein Offizier und Arm der Organisation, loyal zur Struktur der Organisation, die aufgebaut wurde auf dem Fundament der ursprünglichen Offenbarung des Propheten, um die Offenbarung den Massen zugänglich zu machen. … Ich möchte so weit gehen zu sagen, dass diese Organisationen sich charakterisieren lassen als … „Lochkarten“-Kopien einer ursprünglichen Offenbarung, einer mystischen Erfahrung oder eines Gipfelerlebnisses, um sie zur Gruppennutzung und zum administrativen Vollzug geeignet zu machen.

… Die meisten Religionen haben sich dazu aufgeschwungen, das Fundament zu leugnen und zu bekämpfen, auf dem sie ursprünglich standen.

Wenn man die innere Geschichte der meisten Weltreligionen näher betrachtet, wird man herausfinden, dass jede von ihnen sich schnell in einen linken und rechten Flügel aufspaltete, das heißt, in die Gipfel Erfahrenden, die Mystiker, die Transzendenten oder privat religiösen Menschen auf der einen Seite und auf der anderen in diejenigen, die die religiösen Symbole und Metaphern konkretisieren, die kleine Holzstücke anbeten anstelle dessen, für das sie stehen, die Texte wörtlich nehmen und vergessen, wofür die Worte ursprünglich stehen und die, was vielleicht am bedeutsamsten ist, die Organisation, die Kirche als wichtigstes nehmen, wichtiger als den Propheten und seine ursprüngliche Offenbarung.

Hans–Peter Dürr

- Quantenphysik -

Prof. Dr. Hans-Peter Dürr, 1927–2013, war langjähriger Mitarbeiter von Werner Heisenberg und Direktor des Max-Planck-Instituts für Physik.
Hans-Peter Dürr gilt als einer der großen Interpreten der Quantenphysik.

Textausschnitte aus
“AUCH DIE WISSENSCHAFT SPRICHT NUR IN GLEICHNISSEN”
- Die neue Beziehung zwischen Religion und Naturwissenschaften -
Herder-Verlag, Freiburg, 2004

… Die Welt ist ein nichtauftrennbares Ganzes, ein Nicht-Zweihaftes, eine Adualität, … ein Kosmos, der alles mit allem unauflösbar verbindet.
Materie ergibt sich sekundär als Phänomen durch eine Art Verbindung von Verbundenheit. Gestalt ist also nicht Form, eine Anordnung von Materie, sondern umgekehrt: Materie ist gewissermaßen eine Verklumpung von Gestalt oder Verknotung von Verbindungen. Materie ist nicht aus Materie aufgebaut. Es gibt damit streng genommen auch nicht mehr die für uns so selbstverständliche, zeitlich durchgängig existierende, von materiellen Objekten weiter getragene, objektivierbare Welt. Was zukünftig geschieht, ist das Ergebnis einer Überlagerung vieler ausgebreiteter, wellenartiger Erwartungsfelder, deren Intensitätsverteilung die Wahrscheinlichkeit von zukünftigen für uns erkennbaren und instrumentell messbaren materiell-energetischen Ausprägungen bestimmt.
Es gibt nicht mehr das teilchenartige Elektron, das auf einer bestimmten Bahn von einem Raumpunkt zu einem anderen läuft. Es gibt nur eine Verknüpfung von elektron-artigen Ereignissen: Ein, wegen der prinzipiellem Unschärfe, etwas „ausgeschmiert“ erscheinendes Elektron verschwindet an einem Punkt, und etwas später, an einer anderen, nicht genau bestimmten Stelle, entsteht wieder ein Elektron. Es ist wie ein spontanes Abtauchen und späteres, mit bestimmten Wahrscheinlichkeiten an anderen Stellen Wieder-Auftauchen, ohne dass etwas die Zwischenpunkte der beiden Ereignisse auf einer Bahn durchlaufen hat. Die Logistik dieses Doppelphänomens, des Verschwindens und Entstehens, ist diesem eigenartigen potentiellen Wellenfeld anvertraut, einem „Erwartungsfeld“, an dessen Entstehen streng genommen alles in der Welt beteiligt ist. Dies ist kein Energiefeld, sondern mehr ein über die ganze Welt ausgedehntes (nicht an den drei-dimensionalen Raum gebundenes), grenzenloses Informationsfeld, das eine Beziehungsintensität misst.

… Der Geist ist am Fundament der Wirklichkeit. Er kommt nicht erst durch den Menschen in die Welt, sondern er wird durch den Menschen zum ersten Mal bewusst erfahrbar.

… Was die Menschen als „Gott“ bezeichnen, entspringt einer überwältigend intensiven Erfahrung, die mit dem Gefühl der Selbstaufgabe im Sinne eines Verlusts des Ego verbunden ist. Es ist eine Hinwendung zum mystischen Ich, eine freudige Hingabe, die ohne Angst ist, weil sich im tiefen Selbst das Ich zum unbegreiflichen Ganzen weitet. Es ist verständlich, dass wir die Begegnung mit dem Göttlichen mit einer innigen menschlichen Beziehung vergleichen. Es ist ein eindrucksvolles Gleichnis. Welch andere Metapher steht uns dafür in unserer beschränkten Sprache zur Verfügung?
Aber die völlige Hingabe ist bei dieser Begegnung wesentlich. In der Hingabe verwandelt sich Kommunikation zur Kommunion. Mein Selbst, das noch meinen Namen trägt, geht dann verloren. Es geht nicht eigentlich verloren, sondern es geht auf in dem größeren Selbst, das letztlich in das Ganze, die Nicht-Zweiheit … mündet. … Im Augenblick der vollkommenen Hingabe sind wir uns nicht bewusst, dass wir unsere Individualität aufgegeben haben.

Drei Sätze aus
Hans-Peter Dürr
“WARUM ES UMS GANZE GEHT”
- Neues Denken für eine Welt im Umbruch -
oekom-Verlag, München, 2009

Es gibt ein einziges Beziehungsgefüge, das viele Namen hat, und diese sind alle nur Gleichnisse. Wir können es „Geist“ oder „Liebe“ nennen. Die Liebe ist das, was für mich am besten zum Ausdruck bringt, was wir als „alles miteinander zusammenhängend“ empfinden und zwar in der sich ständig wandelnden Form eines geistig-lebendigen Kosmos und auf eine Weise, wie wir sie individuell unmittelbar durch Empathie erleben.

Und zwei Texte von Hans-Peter Dürr aus
“CONNECTEDNESS”
- Warum wir ein neues Weltbild brauchen -
(Hrsg. Gerald Hüther, Christa Spannbauer)
Verlag Hans Huber, Bern, 2012

… Denn letzten Endes gibt es nur eine Art Schwingung. Es gibt streng genommen keine Elektronen, es gibt keinen Atomkern, sie sind eigentlich nur Schwingungsfiguren. An diesem Punkt hatten wir die Materie verloren. Denn was wir am Ende allen Zerteilens vorfanden, waren keine unzerstörbaren Teilchen, die mit sich selbst identisch bleiben, sondern ein feuriges Brodeln, ein ständiges Entstehen und Vergehen, etwas, das mehr dem Geistigen ähnelt – ganzheitlich, offen, lebendig. Im Grunde, so müssen wir nun sagen, gibt es nur Geist. Die Materie ist gleichsam die Schlacke des Geistigen.

… Die neue Physik bestätigt, was die mystischen Wege der Religionen immer schon wussten. Es gibt nur das EINE. Im Sanskrit gibt es hierfür den Begriff des Advaita, des Nicht-Dualen, Nicht-Zerlegbaren. Auch die Quantenphysik sagt uns heute, dass es keine getrennten Teile gibt. Alles ist ins Unendliche ausgestreckt und im Hintergrund miteinander verbunden. Jedes Atom ist mit jedem Atom in diesem Universum verbunden. Alles kann mit allem kommunizieren. … Es gibt nur wenige Wörter in unserer Sprache, die diese Verbundenheit zum Ausdruck bringen können. Für mich sind diese Liebe, Geist, Leben. 

Thomas Görnitz

- Quantenphysik -

Prof. Dr. Thomas Görnitz war Mitarbeiter von Carl Friedrich von Weizsäcker. Er widmet sich vor allem der Erforschung der grundlegenden Verständnisfragen der Quantentheorie.

Textstellen aus
Thomas Görnitz
“DIE EVOLUTION DES GEISTIGEN”
- Quantenphysik – Bewusstsein – Religion –
Vandenhoeck & Ruprecht-Verlag, Göttingen, 2008 

… Der ganze Raum im Inneren der Atome ist angefüllt mit Quantenmöglichkeiten. Im Teilchenbild ist das Atom also fast nur leerer Raum, winziger Kern, winzige Elektronen, sonst nichts. Im Wellenbild hingegen ist alles erfüllt mit den möglichen Orten der Elektronen. … Durch Zufuhr von Energie kann ein Elektron in einen noch höheren energetischen Zustand geraten, wobei der ursprüngliche unbesetzt wird.

… In der Meditation ermöglicht die seelisch-körperliche Übung, einen Teil des Bewusstseins schützend so zu isolieren, dass er als Quantenzustand offen wird für die Einheit der Wirklichkeit, in der alle Trennungen aufgehoben sind. Dieser Zustand selber kann sich weit über den eigenen Körper ausbreiten und zu einer intensiven Einheitserfahrung führen. … Gopi Krishna schreibt über jahrelange Übungen und schließlich aufsteigende Empfindungen, die mit großen Glücksgefühlen und einer Ausweitung des Bewusstseins verbunden waren. … In tiefer Meditation werden Zustände erreicht, die als „zeitfrei“ beschrieben werden, so wie es die Quantentheorie von einem „individuellen Zustand“ kennt, innerhalb dessen ebenfalls kein Zeitablauf auszumachen ist.

… Da Photonen massenlose Objekte sind, ist für sie das Tunneln viel eher möglich als für massive Teilchen. Im Hinblick auf manche psychische Phänomene, die aus Sicht der klassischen Physik unmöglich erscheinen, sei daher angemerkt, dass die Photonen, die im EEG zu den 25 - 42 Hz-Schwingungen gehören, wie sie z. B. bei geübter Meditation verstärkt auftreten, eine Wellenlänge von der Größenordnung des Erddurchmessers besitzen. Der Tunneleffekt ist vielleicht das bekannteste Beispiel unter den sogenannten Quantenmerkwürdigkeiten. Er stellt aus Sicht der klassischen Physik eine fundamentale Verletzung des Energiesatzes dar und ist Ausdruck der Nichtlokalität der Quantenwelt. … Die Erklärung ist, dass ein „individueller Quantenprozess“ sich als ein einziger Augenblick erweist, für den alles gleichzeitig geschieht und für den eine Einteilung in „früher“ und „später“ nicht zu rechtfertigen ist. Die räumliche und zeitliche Ungeteiltheit eines Quantenprozesses bildet die Grundlage für diese Merkwürdigkeiten. Sie besitzt in der äußeren  Alltagsumgebung keine Entsprechung, wohl aber in manchen Zuständen unserer Psyche, in denen wir uns gelegentlich als von der äußeren Zeit abgekoppelt erleben.

… Energiearme Photonen, die die elektrischen Impulse der Nervenfasern begleiten, können an Bifurkationsstellen etwas bewirken, z. B. den Abruf von klassisch gespeicherter Information durch Faltungsvorgänge an Proteinen oder das Auslösen einer Öffnung oder Schließung von Ionenkanälen o. ä.. Wichtig ist, dass die Quanteninformation Wirkungen erzielen kann, die einem riesigen Verstärkungsfaktor bei den beteiligten Energien entsprechen, die ausgelöst werden.

… Wenn wir die Quantentheorie gedanklich in aller Strenge nachvollziehen, so gibt es gar keine einzelnen Objekte und alles ist ein einziger Quantenzustand. Und da die Quantentheorie keine Gültigkeitsgrenzen bisher aufzeigt, also im ganzen Kosmos gilt, wäre danach nichts ungetrennt von allem Anderen. Damit wäre letztendlich die ganze Welt das einzig mögliche Objekt einer universellen und ohne Einschränkung gültigen Quantentheorie.

… Die dynamische Schichtenstruktur der Wirklichkeitsbeschreibung bezeichnet die gegenseitige Abhängigkeit von klassischer Physik und der sie in ihren Möglichkeiten beschreibenden quantischen Physik. … Die Stärke dieser Beschreibung liegt darin begründet, dass sich in ihr ständig quantische und faktische Anteile ablösen und alle diese Anteile ein dichtes Geflecht von Wirkungssträngen bilden. Immer dann, wenn sich Fakten herausgebildet haben, können diese zumindest für eine Weile als Fakten behandelt werden und dafür reichen klassisch-physikalische Verfahren aus. Sobald es genauer werden muss oder sobald Beziehungen wichtig werden, wird man dann wieder auf die genauere Beschreibung der Quantentheorie zurückgreifen

… Vor allem dann, wenn es im Gehirn um die Interpretation der Daten geht, ist das Quantische mit all seinen Möglichkeiten unersetzlich. Nur mit den sehr effizienten Strukturen der Quanten-Information lässt sich die Geschwindigkeit und Effizienz der Interpretationen in der Psyche erklären. Sie zeigt, dass eine Quanten-Superposition für einen sehr schnellen Abgleich der neuen mit bereits gespeicherter Information unverzichtbar ist. Bei der Superposition werden beliebig viele Zustände zu einem neuen Gesamtzustand überlagert, so dass sie der Möglichkeit nach alle gleichzeitig präsent sind. Durch die Superposition können alle Teilzustände gleichzeitig verarbeitet und auf ihre mögliche Passung mit dem gegebenen Zustand überprüft werden .

Lothar Schäfer

- Quantenphysik -

Prof. Lothar Schäfer lehrt Physikalische Chemie an der Universität von Arkansas.
Bekannt wurde er durch seine Arbeiten auf dem Gebiet der Elektronenbeugung und der angewandten Quantenchemie.

Hier einige kurze Texte aus
Lothar Schäfer:
“VERSTECKTE WIRKLICHKEIT”
- Wie uns die Quantenphysik zur Transzendenz führt -
Hirzel-Verlag, Stuttgart, 2004

… Zum jetzigen Zeitpunkt, am Morgen eines neuen westlichen Milleniums, wird die alte Weltanschauung der Wissenschaft durch Entdeckungen der Quantenphysik während des letzten Jahrhunderts korrigiert. An ihre Stelle tritt ein neues wissenschaftliches Verständnis der Welt, welches auf transzendente Aspekte der Wirklichkeit, und damit auch der menschlichen Natur, verweist.

… Die Grundlage der materiellen Welt ist nichtmateriell.

… Die Natur der Wirklichkeit ist nichtlokal und das Universum eine Ganzheit.

… Quantenobjekte sind informationsempfindlich: das heißt, sie können wie ein Bewusstsein auf die Eingabe von Informationen reagieren. Solche bewusstseinsähnlichen Eigenschaften kommen in vielen Phänomenen zum Vorschein – der Hintergrund des Universums ist bewusstseinsähnlich.

… Da die primäre Wirklichkeit an sich eine Ganzheit ist und da alles aus ihr hervorgegangen und ein Teil von ihr ist, liegt jedem Aspekt der empirischen Wirklichkeit ein Element der primären Wirklichkeit zu Grunde.

Im Reich unserer inneren Erfahrungen werden wir oft mit Erlebnissen konfrontiert, die auf unverständliche Weise und ohne unseren bewussten Willen zustande kommen. … Solche Erfahrungen wie auch das geheimnisvolle Wirken unserer Schöpfungskraft sind Beispiele für Prozesse, die sich unserem analytischen Verständnis entziehen – plötzlich, wie aus dem Nichts und wie in einem Quantensprung, tauchen ihre Resultate spontan in unserem raumzeitlichen Denken auf. Solche Phänomene verstärken den Eindruck, dass unser Bewusstsein auf zwei verschiedenen Ebenen, wie in zwei verschiedenen Zustandsräumen tätig ist: Die aktiven, selbst-reflexiven Bewegungen des sich selbst bewussten Geistes und die Erfahrung der bewussten Inhalte unseres aktiven Denkens verlaufen immer in Prozessen, die sich im Rahmen der Raumzeit abspielen. Diese Prozesse werden aber von andersartigen Prozessen beeinflusst, wie von einer uns unbewussten Wirklichkeit an sich. … Wie in den (quanten-)physikalischen Untersuchungen der Nichtlokalität kann man so zu dem Schluss gelangen, dass ein Teil unseres Geistes an einer Wirklichkeit an sich außerhalb der Raumzeit beteiligt ist. In diesem Zusammenhang wird man wieder an Stapps Hypothese (1977) erinnert: „Alles, was wir über die Natur wissen, stimmt mit der Idee überein, dass der fundamentale Prozess der Natur außerhalb der Raumzeit liegt, aber Ereignisse verursacht, die in der Raumzeit aufgefunden werden können.“
… Wenn die Wirklichkeit die Natur eines ganzheitlichen Bewusstseins hat, dann ist das menschliche Bewusstsein kein in sich geschlossenes, selbstständiges System. Als Teil des Ganzen ist unser Geist einem transzendenten Teil des Universums verbunden.

DIE PHYSIKALISCHE BEGRÜNDUNG

Der Stringphysiker Brian Greene betont in einer auf ARTE gesendeten Dokumentation „Der Stoff, aus dem der Kosmos ist“, dass „die Gesetze der Quantenmechanik für alle Atome und Elementarteilchen im Universum gelten. … Aber bedenken Sie: ich bestehe aus Atomen und Sie auch! Demzufolge verraten diese Gesetze nicht nur etwas über die Ebene der kleinsten Objekte, sondern über UNSERE Wirklichkeit ! 

Eindringlich verweist Greene darauf: „… Seit über 75 Jahren treffen wir mit den Gesetzen der Quantentheorie Vorhersagen, wie sich Atome und subatomare Teilchen verhalten. Und Experiment für Experiment haben ihre Gesetze stets recht behalten. Es ist die beste Theorie, die wir haben. Es gibt buchstäblich Milliarden Beweisstücke für die Quantenmechanik. Bisher hat noch kein einziges Experiment die Quantenmechanik widerlegt.“

Hans-Jürgen Fischbeck

- Quantenphysik -

Hier eine der relativ seltenen verständlichen physikalischen Begründungen der Quantenphysik und des enormen wissenschaftlichen Erkenntnisschrittes von der klassischen Physik zur modernen Quantenphysik. Kurzfassung eines Vortragsmanuskriptes des Quantenphysikers Hans-Jürgen Fischbeck. Über die schwerer nachzuvollziehenden mathematischen Begründungen kann dabei hinweg gelesen werden.

Das 19. Jahrhundert war das Jahrhundert der klassischen Physik. Aufbauend auf der von Lagrange, Poisson, Hamilton u. a. weiter entwickelten klassischen (Punkt)-Mechanik wurde die Mechanik ausgedehnter materieller Objekte, nämlich starrer Körper, Flüssigkeiten und Gase entwickelt sowie die Thermodynamik. Hinzu kam die Theorie des elektrischen Feldes von Faraday und Maxwell. 

Zu Beginn des 20. Jahrhunderts vollendete Einstein die klassische Physik mit seiner speziellen (1905) und allgemeinen Relativitätstheorie (1915). Letztere erklärt die allgemeine Massenanziehung (Gravitation) als eine durch Massen bewirkte Krümmung der Raumzeit und enthält die Newtonsche Gravitation als eine Näherung.

Die so vollendete klassische Physik blieb aber noch immer innerhalb des Paradigmas, das die klassische Mechanik vorgezeichnet hat. Man kann es wie folgt beschreiben: Die Objekte der Physik sind bzw. bestehen aus Teilchen und Feldern, die man objektiv beobachten und deren Eigenschaften man experimentell messen kann. Objektiv beobachten heißt dabei, dass die Ergebnisse unabhängig von der Person sind, die die Beobachtung bzw. Messung macht, wobei anzunehmen ist, dass die Beobachtung das Objekt nicht wesentlich stört, so dass es die beobachteten Eigenschaften an sich hat, so wie jedes Ding Form, Farbe, Gewicht etc. hat. D. h. Teilchen und Felder existieren an sich, auch dann, wenn sie nicht beobachtet werden. Das Verhalten von Teilchen und Feldern in Raum und Zeit ist eindeutig bestimmt durch gegenseitige Wechselwirkungen, die vollständig beschrieben werden können durch mathematische Gleichungen, die sogenannten Bewegungsgleichungen, die die kausalen Zusammenhänge letztlich allen Geschehens darstellen. Sie sind das, was man auch die Naturgesetze nennt. Dieses Paradigma ist deterministisch, d.h. die Naturgesetze bestimmen zusammen mit den Anfangs- und Randbedingungen für die Lösung der Bewegungsgleichungen eindeutig, was geschieht. Dies ist zum Idealbild aller wissenschaftlichen Erkenntnis geworden. … Immaterielle Kategorien wie Seele und Geist werden als „übernatürlich“ abgelehnt. Das bedeutet, dass man Empfindungen, Gedanken, Vorstellungen etc., die Bewusstsein voraussetzen und die man gewöhnlich „geistige“ Phänomene nennt, auf … materielle Prozesse im Gehirn zurückführen möchte. …

Dieses Vorhaben hat es aber mit drei wesentlichen Problemen zu tun: 
Psychische Phänomene wie die genannten

  • sind untrennbar mit Bedeutung  geladen, physikalisch-chemische Vorgänge aber sind per se bedeutungslos,
  • werden erlebt (Schmerzen, sich wohl oder unwohl fühlen),
  • haben eine subjektive Ich-Perspektive.

Die immaterielle Kategorie „Bedeutung“ lässt sich nicht wegdiskutieren, 
weil sie untrennbar mit der Kategorie Information verbunden ist: 
denn Information ist codierte Bedeutung
wobei der Code materiell ist …, die Bedeutung aber nicht.
 Information ist somit der Klammerbegriff, der die Brücke schlägt zwischen den Ebenen Geist (Bedeutungen) undMaterie (Code) und sie miteinander verbindet. 

Als empirische Wissenschaft stützt sich die klassische Physik ausschließlich auf die experimentell gegebene Materie, musste aber einsehen, dass …  Materie durchaus nicht alles ist.  


Das kam so:
Ernst Rutherford hatte 1911 aus seinen Streuversuchen, bei denen er Goldfolie mit α-Teilchen  – das sind doppelt positiv geladene Helium-Kerne –  beschoss, sein Atommodell abgeleitet, das wie ein Planetensystem im Kleinen aussah: im Zentrum ein schwerer, positiv geladener Atomkern, umkreist von viel leichteren negativ geladenen Elektronen, und zwar so vielen, dass die positive Kernladung neutralisiert wird. Jedoch hatte Rutherfords Modell einen fatalen Mangel. Gemäß der klassischen Physik kann ein solches Atom nicht stabil sein: bewegte Ladungen, also die kreisenden Elektronen, müssten elektromagnetische Wellen abstrahlen, dadurch Energie verlieren und in den Kern stürzen (wie erdnahe Satelliten zur Erde).

Die klassische Physik kann also im Atom nicht gelten!

Daraus zog Niels Bohr die Konsequenzen:
Um zwei fundamentalen Fakten der beobachteten Realität Rechnung zu tragen, nämlich:

a -   Atome sind stabil und
b -   sie haben ein „diskretes“ Linienspektrum bei der Emission und Absorption von Licht,

stellte Bohr drei mit der klassischen Physik unvereinbare Postulate auf und begründete 1913 damit sein Bohrsches Atommodell:

1 -   Es sind nur diskrete Elektronenbahnen mit diskreten Energien En erlaubt, auf denen sie nicht strahlen, zwischen denen aber
2 -   die Elektronen unter Aufnahme (Absorption) und Abgabe (Emission) von Lichtquanten (Photonen)

mit der Frequenz f nm  = (E n – E m )/h

springen können, 

wobei h das 1899 von Max Planck entdeckte Plancksche Wirkungsquantum ist.

3 -   Die Auswahl der erlaubten Bahnen ergibt sich aus der Quantisierung des Bahndrehimpulses

gemäß mvrn = nh/2π, wobei die ganze Zahl n eine sogenannte Quantenzahl, rn der Bahnradius, m die Elektronenmasse und v die Bahngeschwindigkeit ist.

Die beiden ersten Postulate bedeuten: 
Es gibt eine niedrigste Elektronenbahn für n = 1, den sogenannten Grundzustand, von der aus keine Emmission mehr möglich ist, d.h. Atome sind stabil (a), und es können nur diskrete Lichtquanten emittiert oder absorbiert werden (b).
Im dritten Postulat deutet sich die eigentliche Quantenrevolution an: dass nämlich Elektronen zugleich Teilchen und Welle sind

mit der de Broglie-Wellenlänge λ = h/mv 
denn es folgt aus der Forderung, dass auf den Umfang 2 πrn einer erlaubten Elektronenbahn mit
dem Radius reine ganze Zahl n von Wellenlängen λ passen muss: 2 πrn = nh/mv.

Mit Hilfe dieser Postulate gelang es Bohr, die gemessenen Spektrallinien des Wasserstoffs quantitativ zu berechnen. Das war ein überzeugender Fortschritt des Bohrschen gegenüber dem Rutherfordschen Atommodell, aber der Erklärungswert ist nicht sehr groß, wenn man die Beobachtungen (a und b) lediglich auf Postulate zurückführt. Deshalb musste eine Theorie gefunden werden, in der die Postulate zu Resultaten werden. Das gelang in den Folgejahren in einem fruchtbaren Diskurs von Physikern aus mehreren europäischen Ländern, dessen Hauptorte Kopenhagen und Göttingen waren.

Fischbeck gelingt es in dieser relativ kurz gefassten physikalischen Begründung den mit der Wellenfunktion und ihren WAHRSCHEINLICHKEITEN unmittelbar verbundenen Aspekt der POTENTIALITÄT und der BEDEUTUNG  – als dem Universum zu Grunde liegenden geistigen Prinzip –  nachvollziehbar zu beschreiben. (Die ungekürzte Fassung dieses Textes eines Vortrages Fischbecks kann eingesehen werden in Heft 132 (Herbst 2019) der „Briefe zur Orientierung im Konflikt Mensch-Erde“ der Ev. Akademie Sachsen-Anhalt e.V., forschungsheim@ev-akademie-wittenberg.de.)

Dass die Gesetze der Quantenphysik  – und mit ihnen auf der Basis der naturgesetzlichen Möglichkeiten die Potentialitäten der jeweiligen evolutionären Entwicklungsphasen –  überall und immer im Universum gelten und gegolten haben, führt zu der Folgerung, dass BEDEUTUNG und ERWARTUNG, auf ENTFALTUNG drängend, seit Anbeginn des Universums in einer entscheidenden Rolle bei sämtlichen Prozessen der Entstehung (Materie  –  Galaxien  –  Leben  –  Bewusstsein) mitgewirkt haben!

So waren sich die Großen und Bedeutenden unter den Quantenphysikern auch überraschend einig in ihrer Beurteilung, dass der Welt ein geistiges Prinzip zu Grunde liegt:

 Die Grundlage der Welt ist nicht materiell, sondern geistig.“ 
(Hans-Peter Dürr)

Den unmittelbaren Ausdruck dieses auf ENTFALTUNG drängenden Prinzips können wir erkennen: unter anderem in unserer genetisch angelegten Fähigkeit zur Empathie und zu Mitgefühl und ganz besonders in unserer Befähigung zu der Erfahrung „grenzenloser Freude“ und „allumfassender Liebe“ (siehe Ott/Dietrich unter „Das Wesentliche“ und unter „Fachliteratur“ auf dieser Webseite) in unseren tiefsten Momenten:  unseren Transzendenz-Erfahrungen … 


Der Quantenphysiker Gerhard Luhn und der Gehirnforscher Gerald Hüther verweisen in diesem Zusammenhang auf Erkenntnisse des Neurobiologen Francisco Varela. „Varela hat aufgezeigt, dass der komplette Lebensprozess in eine Art imaginärwertigen Kontext eingebettet ist. … Objektiv können wir angeben, dass es eine solche Struktur gibt. Diese besteht darin, dass jede imaginärwertige Funktion (wie z.B. x2 = -1) in eine Lösungsstruktur umgewandelt werden kann, die
unendlich viele, alternierende Lösungen enthält. … Der zweite Hauptsatz der Thermodynamik fordert nun, dass Lebewesen möglichst energiesparend dennoch neue Wege suchen. Dies wohnt aber dem skizzierten Modell gerade inne, denn die so erzeugten Zukunftsentwürfe müssen nicht erst durch
algorithmische Simulationen energiereich erzeugt werden.“ (Gerhard Luhn).

Auch Thomas Görnitz geht auf den Aspekt des Unendlichen in einer Beschreibung quantischer Bewusstseinsbildung und von „Selbstreferenz“ ein (in „Evolution des Geistigen“).

Ulrich Ott

- Neurowissenschaft -

Dr. Ulrich Ott ist Psychologe und Neurowissenschaftler.
Sein Forschungsschwerpunkt sind die Effekte von Meditation auf die Funktion und Struktur des Gehirns. 


Text aus
Ulrich Ott
“MEDITATION FÜR SKEPTIKER”
- Ein Neurowissenschaftler erklärt den Weg zum Selbst -
O. W. Barth-Verlag, München, 2010 

Mystische Erfahrungen

... Eine erweiterte Liste typischer Merkmale wurde von Stace (1961) erstellt und bereitete
die Grundlage für die empirische Forschung mit Fragebögen (Hood, 1975):

  •  Einheit
  •  Transzendenz von Raum und Zeit
  •  Eine tief positive Stimmung
  •  Gefühl der Heiligkeit
  •  Objektivität und Realität
  •  Paradoxie
  •  Behauptete Unaussprechlichkeit
  •  Flüchtigkeit
  •  Bleibende positive Veränderungen in Einstellungen und Verhalten

… „Einheit“ führt die Aufzählung von Stace an und wird von ihm als wichtigstes definierendes Merkmal angesehen. Dies spiegelt sich auch im Begriff der Unio mystica wider und in der zentralen Aussage der Mystiker: „Alles ist eins“. Aufgrund seiner Analyse von Berichten aus verschiedenen Kulturen und Epochen kam er zu dem Schluss, dass es sich um einen kulturunabhängigen gemeinsamen Kern solcher Erfahrungen handele. Auch die umfassende Analyse von Marshall aus dem Jahr 2005 resultiert in einer ähnlichen Liste von Merkmalen. Wiederum steht das Erleben von Einheit an erster Stelle.

In der empirischen Forschung mit Fragebögen zeigte sich ebenfalls wiederholt ein Faktor zu mystischen Erlebensweisen. So etwa in der internationalen Studie zu veränderten Bewusstseinszuständen von Dittrich et al. (1985). Der entsprechende Faktor wurde hier „Ozeanische Selbstentgrenzung“ benannt, in Anlehnung an den Begriff des ozeanischen Gefühls von Siegmund Freud. In den entsprechenden Aussagen der Fragebogenskala werden vor allem die Erfahrung von Einheit, Paradoxie und tiefen positiven Gefühlen ausgedrückt. Als repräsentative Beispiele seien genannt:

  •  Alle Dinge schienen sich zu einem Ganzen zu vereinen.
  •  Ich fühlte mich eins mit meiner Umgebung.
  •  Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft erlebte ich als eine Einheit.
  •  Ich verspürte einen Hauch von Ewigkeit.
  •  Gegensätze und Widersprüche schienen sich aufzulösen.
  •  Ich empfand tiefen Frieden in mir.
  •  Ich empfand grenzenlose Freude.
  •  Ich empfand eine allumfassende Liebe.

In dieser internationalen Studie waren die Auslöser der veränderten Bewusstseinszustände sowohl Meditation als auch die Einnahme psychoaktiver Substanzen. In einer eigenen Studie mit erfahrenen Meditierenden verschiedener Richtungen ergab sich ebenfalls ein Hauptfaktor „Mystisches Erleben“ (Ott, 2000), was unterstreicht, dass zeitgenössische Meditierende ähnliche Erfahrungen machen, wie sie in den Überlieferungen der meditativen Traditionen beschrieben werden.   … Die Aufspaltung in ein Subjekt und davon getrennte Objekte der Außenwelt, die das normale Alltagsbewusstsein kennzeichnet, wird aufgehoben. Die Erfahrung, dass alles eins ist, hat dabei die Qualität einer Wahrnehmung. Die Betroffenen haben den Eindruck, mit einer objektiven Realität in Berührung gekommen zu sein, die wirklicher ist als die Realität, die sie im normalen Wachzustand erleben (Marshall, 2005).